Dem aufmerksamen Publikum wird es aufgefallen sein: Ulrich Seidl hat eine Trilogie fertig gestellt (der letzte Teil »Hoffnung« startet im Mai) und arbeitet die christlichen Tugenden ab. Inhaltlich sind die Filme nur lose verbunden. Anna Maria (Maria Hofstätter) hat – wie ihre Schwester aus »Paradies: Liebe« – Urlaub, verlebt diesen aber in ihrer Wohnung und in Stadtvierteln, in denen Migrantenfamilien wohnen. Dort klingelt sie an den Türen, im Arm eine Marienstatue, um mit den Menschen zu beten. Da so viel Schlechtes in der Welt ist, geißelt sie sich zu Hause regelmäßig und rutscht auf Knien durchs Haus, Gebete murmelnd.
Das wirkt in weiten Teilen dokumentarisch, die Kamera folgt Anna Maria bei ihren Verrichtungen in ihrem ordentlichen Haus und unterwegs in langen Einstellungen. Lange stellt sich kein Konflikt ein. Doch plötzlich sitzt Nabil (Nabil Saleh), Anna Marias Ehemann, in der Wohnung, zurück gekehrt aus Ägypten. Weiterlesen
Archiv für den Monat: März 2013
Die Jagd – Jagten
Das Kino der Zukunft? „Ich hoffe, dass es mich bewegt. Und mir Schrecken einjagt.“ Das sagt der dänische Regisseur Thomas Vinterberg (»Das Fest«, »Dear Wendy«). Und traut sich was:
Er macht einen Film über einen zu Unrecht des Kindesmissbrauchs verdächtigten Mann. »Die Jagd« ist ein nachhaltig wirkender Film über eine Hexenjagd auf Lucas (Mads Mikkelsen). Die kleine Klara (Annika Wedderkopp) begegnet ihm oft: Im Kindergarten, wo er arbeitet, vor dem Supermarkt, wenn sie sich verlaufen hat. Und wenn sich ihre Eltern – gute Freunde von Lucas – streiten und sie traurig vor dem Haus steht, dann nimmt der sie mit in den Kindergarten. Wir sehen einen freundlichen Mann, der immer hilfsbereit ist und den auch die anderen Kinder lieben, weil er mit ihnen tobt. Und wir sehen die Zurückweisung: Sie solle ihn nicht auf den Mund küssen, sagt er ihr. Weiterlesen
Der Mondmann
Der Mann im Mond ist eine ebenso legendäre Figur wie etwa der Weihnachtsmann. In Märchen und Schlafliedern existiert er schon lange, auch ins Kino hat er es mit „Die Reise zum Mond” von Georges Méliès bereits in den Anfangsjahren des Mediums geschafft. Nun ist er einmal mehr auf der Leinwand zu bestaunen: „Der Mondmann” von Stephan Schesch ist ein farbenfroher Animationsfilm für Kinder, der das gleichnamige Buch von Tomi Ungerer poetisch und berührend umsetzt. Nach Geschichten mit einem bedrohlichen Mondmann („Peterchens Mondfahrt”) oder Adaptionen der Ungerer-Geschichte mit einem unförmigen Schauspieler als Mondmann (wie in Fritz Böhms Kurzfilm von 2007) begegnet uns hier eine durch und durch freundliche Figur, die zu Projektionen einlädt.
Kionstart: 14.3. 2013